
“Das traurigste wozu man einen ersten Satz missbrauchen kann, ist eine Binsenweisheit.”
Das schreibt Wolf Schneider in “Deutsch für junge Profis”.
Da er beim Thema Sprache immer recht hat,
verzichte ich beim Einstieg in diesen Artikel zum Thema „Probleme lösen“ auf Binsen. Damit löse ich ein großes Problem von mir:
Einen Anfang ohne Binsenweisheit zu schreiben.
Willst du ein Problem lösen, versuche es auf die einfachste und schnellste Art. Es gibt nämlich keinen Preis dafür, ein Problem elegant oder besonders intelligent zu lösen. Der Preis ist, dass das Problem gelöst bzw. aus der Welt geschafft wurde. Und das erreichst du oft schon, wenn du dir folgende Frage beantwortest:
1. Muss du das Problem überhaupt lösen?
Diese Frage stellen sich die meisten Menschen erst, nachdem sie ihre Energie darauf verwendet haben es zu versuchen und dabei gescheitert sind. Unsere Problemlösung Mentalität lässt uns erstmal anpacken, wenn das nicht reicht, kreativ werden und nochmal anpacken.
Erst wenn das alles nach mehreren Versuchen nicht funktioniert, stellen wir die Frage, ob das Problem überhaupt gelöst werden muss.
Es klingt faul und auch etwas verrückt aber es ist extrem effektiv, dir diese Frage zu stellen, bevor du dich mit der Lösung des Problems befasst. Denn es gibt, wie gesagt keinen Preis für den Prozess des (schönen) Lösens eines Problems. Nur für das Resultat.
Streng genommen, musst du es dafür nicht einmal lösen.
Was kein Plädoyer für Verdrängung von Problem sein soll!
Bevor du dich also nun an die Arbeit machst, frage dich zuerst, ob das Problem gelöst werden muss und was die Konsequenz daraus wäre,
wenn es bestehen bliebe. Dann wäge ab, was du tun solltest.
4 hilfreiche Fragen dazu
1. Ist es ein Problem?
Viele Probleme sind keine Probleme sondern Aufgaben oder Befindlichkeiten.
Diese aus der Welt zu schaffen kann legitim sein.
Ist aber etwas anderes als ein Problem das gelöst werden muss.
2. Ist es DEIN Problem?
Menschen machen gerne ihre Probleme zu denen von anderen.
So stehen sie nicht alleine damit da und bekommen Hilfe ohne danach zu fragen.
Ich finde es gut und wichtig anderen zu helfen!
Es ist aber ein Unterschied, ob du jemandem hilfst, oder ob du ein Problem löst,
das diese Person zu deinem gemacht hat.
3. Löst sich das Problem von selbst?
Oft lösen sich Probleme mit der Zeit von selbst. Hier musst du aber brutal ehrlich zu dir sein.
Bist du sicher, dass sich das Problem von selbst löst oder hoffst du du es, damit du es jetzt nicht angehen musst?
Geduld und Untätigkeit sehen ähnlich aus, sind aber grundverschiedene Dinge.
Außerdem solltest du abwägen, wie lange es dauert bis sich das Problem von selbst löst.
Ist es eventuell besser, es jetzt anzugehen anstatt ewig zu warten?
4. Muss das Problem gelöst werden?
Gibt es ein Problem, das sich nicht von selbst löst und auch deines ist, bleibt noch die Frage:
Muss das Problem überhaupt gelöst werden?
Mit manchen Problemen kann man leben und sie sind die Mühe nicht wert, sich an ihnen abzuarbeiten.
Hier stelle ich mir folgende Kontrollfrage:
Ist der Schaden durch das ungelöste Problem größer, als der Aufwand den eine Lösung mit sich bringt?
„Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben.“
—Albert Einstein
Manchmal oder sogar oft, aber nicht immer!
2. Was wäre der einfachste Weg das Problem zu lösen?
Ich kann dem Spruch „Der Weg ist das Ziel“ vieles abgewinnen, aber er ist nicht immer die richtige herangehensweise. Wenn es ein Problem zu lösen gilt, dann bitte schnell und einfach. Wir lösen Probleme aber gerne auf elegante Art, die komplex ist und uns clever erscheinen lässt.
Das kommt daher, dass wir den Wert oft am Aufwand bemessen und nicht am Ergebnis. Ein generelles Problem in unserer Arbeitswelt!
Das kann die Lösung von Probleme auf fatale Art verkomplizieren und in die Länge ziehen.
Wenn du an ein Problem denkst und daran, dass du es lösen musst, hast du garantiert eine Idee davon, was der einfachste Weg wäre.
Und dann denkst du, “wäre ja viel zu einfach.”
Formuliere diese Idee aber komplett aus und versuche es auf diese augenscheinlich viel zu einfache Art.
Es klappt öfter als du jetzt denkst und wenn nicht, dann doch häufig auf eine Art die dem einfachsten Weg sehr nahe ist.
Vom einfachsten Weg, kannst du dich bei einem Misserfolg weiter durch probieren und den Aufwand erhöhen.
In den meisten Fällen reicht eine Variante der leichtesten Art und Weise aus, um das Problem zu lösen.
Wenn es doch mal knifflig und kompliziert wird, hast du immerhin das naheliegendste schon versucht.
Mit unserem Anspruch Probleme intelligent und ästhetisch zu lösen, betreiben wir meistens mehr Aufwand als nötig.
Wir merken es jedoch nicht, weil wir das Problem ja gelöst haben und uns bestätigt fühlen! Das es auch leichter gegangen wäre, erfahren wir nie. Du wirst mit dem größten Hammer jeden Nagel ins Holz rammen. In 99% der Fälle hätte aber der kleine Hammer gereicht und du hättest jetzt keinen müden Arm.
3. Lässt sich das Problem durch Reduktion lösen?
Diese Methode habe ich von einem befreundeten Grafiker und Tim Ferriss empfiehlt sie ebenfalls. Der Grafiker reduziert solange Elemente von einem Entwurf, bis nichts mehr darauf ist, was er entfernen kann, ohne das die Botschaft aus Information und Design verloren geht. Statt zu versuchen, die vielen Elemente neu anzuordnen, sodass der Entwurf ansprechend, ästhetisch und verständlich ist, entfernt er alles was nicht unbedingt nötig ist.
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“—Antoine de Saint-Exupéry
Auch wenn Perfektion nicht das ist, was du anstrebst (Hallo Pareto), ist ein gelöstes Problem näher an diesem Zustand als ein ungelöstes. Dieser Ansatz eignet sich also hervorragend zur Lösung von Problemen.
Frage dich
• Machst du es komplizierter als nötig?
• Was kannst du abziehen, entfernen oder vernachlässigen?
• Was würdest du subtrahieren, wenn du nur so das Problem lösen dürftest?
Beispiele für Reduktion als Lösungsansatz
• Chaos – Reduktion der Elemente
• Finanzielle Not – Reduktion der Ausgaben
• Ausbreitung Virus – Reduktion von Neuinfektionen
• Übergewicht – Reduktion der Kalorien
Hast du dir bei dem Punkt “Gewicht – Reduktion der Kalorien” gedacht: Ja ist doch klar?
Der Punkt “Gewicht” zeigt, wie trivial und naheliegend Reduktion als Lösungsansatz ist. Ernährung und Bewegung sind die Schlüsselfaktoren bei der Abnahme von Gewicht. Wenn nur eins von beidem möglich wäre, solltest du die Reduzierung der Kalorien wählen.
Das wichtigste zum Schluss
Ja, es gibt Probleme, die sich nicht durch einen der 3 Wege lösen lassen.
Sie sind aber selten und dann von einer solchen Tragweite und Komplexität, dass du die Lösung kaum in einem Blogartikel finden wirst.
Ich finde es in meiner Arbeit hilfreich, zuerst die einfachsten Methoden durchzugehen.
Falls sie nicht funktionieren, ist es beruhigend und nützlich das zu wissen.
So kannst du dich per Ausschlussverfahren in Richtung Problemlösung vorarbeiten.
Grundsätzlich besteht meiner Erfahrung nach der Hauptteil des Erfolgs der Problemlösung darin, Ruhe zu bewahren.
Die eigentliche Lösung des Problems ist tatsächlich der kleinere Teil.
Panisches und überstürztes Handeln führen meist nicht zu einer Lösung,
sondern zu neuen Problemen bzw. zur Vergrößerung des eigentlichen Problems.
Also, egal ob dein Konto tief rot ist oder du diesen Artikel gerade in einem brennenden Haus liest:
Atme durch und bewahre Ruhe.
Einmal in Panik geraten, wirst du zu 99% das Falsche tun.
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